HERZählung
#01
"Lebensstiländerung - das ist heftigste Therapie"
Zu wissen, welche Risikofaktoren einen betreffen, ist eine Sache. Wie wir damit umgehen und unser Leben danach ausrichten, ist die andere.
In unserer ersten Episode erzählt Dr. Bernd Haditsch, wie wichtig und effektiv Lebensstiländerungen sein können.
Diese HERZählung wurde im Zuge des ersten Grazer HERZählungs-Abend am 11.11.2021 an der Med Uni Graz in Österreich live aufgenommen.
Transkript
Ariane: Hallo, willkommen beim Herzählungen-Podcast, wo ihr Geschichten über’s Herz - von Herzen - hören werdet.
Ich bin Ariane, die wissenschaftliche Leiterin des Projekts und sozusagen das Herz und Hirn von Herzählungen.
Maggie: Und ich bin Maggie, Projektmitarbeiterin in allen Belangen des Projekts.
Maggie: HERZählungen – was ist das überhaupt?
Ariane: Ja, also, Herzählungen sind persönliche Geschichten über’s Herz, von Herzen. Und erzählt werden diese Geschichten von Betroffenen, aber auch Angehörigen, oder einfach Leuten, die persönlich oder beruflich mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu tun haben.
Maggie: Und was genau ist da der Hintergedanke, also was wollen wir eigentlich damit erreichen?
Ariane: Ja, leider zählen Herz-Kreislauf-Erkrankungen immer noch zu den häufigsten Todesursachen in Österreich, aber auch weltweit. Und das wollen wir ändern. Wenn wir auch nur ein paar Betroffene erreichen können mit unseren Geschichten und sie dazu bringen, etwas in ihrem Leben zu ändern, eine Lebensstiländerung vorzunehmen sozusagen, damit sie dann später ein gesünderes Leben haben, dann finden wir, haben wir schon etwas gewonnen.
Maggie: Ja, das ist natürlich eine immens große Aufgabe, das scheint fast unmöglich. Wie kann man sowas überhaupt ändern?
Ariane: Ja, da kommen dann einfach die persönlichen Geschichten ins Spiel. Ihr kennt das sicher auch, ihr sitzt mit einem Freund oder einer Freundin bei einer Tasse Kaffee und diese Person erzählt euch etwas aus ihrem Leben. Das hat eine ganz andere Wirkung auf einen, als wenn ich mich jetzt da hinstelle und einen wissenschaftlichen Vortrag über Risikofaktoren halte. Und das ist eigentlich auch der Anknüpfpunkt, wo wir dann eben auch faktenbasierte Aufklärung machen wollen.
Maggie: Und deshalb gibt’s also jetzt die Herzählungen, von uns für euch. Langer Rede, kurzer Sinn: Los geht’s!
Maggie: Unser erster Herzähler ist Bernd. Er ist 51 Jahre alt und lebt in Graz. Lieber Bernd, herzähl mal!
Bernd: Ja, Dankeschön, schönen Abend! Mein Name ist Bernd. Ich erzähl von einem Mann, den ich sehr gut kenne, schon lange gut kenne, kommt auch aus Graz, wie ich auch. Ist ein lieber Kerl, normale Familiengeschichte, gutbürgerliches Haus, selbst studiert, ganz erfolgreich im Beruf, Familie, Haus, Kinder … Wie man sich so ein gutes Leben vorstellt.
Er ist Arzt, Internist. Nebenbei bemerkt, vielleicht wisst ihr nicht, woran man einen Internisten erkennt. Den Internisten erkennt man oftmals daran, dass er Krawatte trägt, also schaut mal, wenn ihr im Spital oder wo unterwegs seid, wenn da ein Arzt mit Krawatte geht, dann ist es meistens ein Internist.
Der Typ hat diese Karriere oder diese Geschichte nicht allzu hochgeschraubt, aber er war schon dynamisch unterwegs. Als Facharzt hat er auf der Dialysestation gearbeitet – Dialysestation ist jene Station, wo Patienten behandelt werden, die mit kaputten Nieren landen. Wenn die Niere kaputt ist, wenn die Niere nicht mehr entgiften kann, müssen sie an Geräte kommen, die für die Patienten diese Blutwäsche, diese Reinigung, übernimmt.
Er war auch auf Intensivstationen als Notarzt tätig - also sehr nahe zwischen Leben und Tod - der Herr über Leben und Tod, mit Knöpfen, mit Medikamenten.
Er war auch wissenschaftlich unterwegs, hat Studien betreut, hat Publikationen gemacht, hat Kongresse besucht, Vorträge gehalten, Studenten unterrichtet… Trotzdem, ganz ein lieber Kerl. Recht bescheiden, zufrieden damit und wissbegierig, neugierig.
Für die anderen – viel für die anderen war er da. Auf sich selbst hat er dann nicht so geschaut. Muss er auch nicht. Er ist gesund, 37 Jahre alt, es geht ihm gut. In stillen Momenten, so in den Nachtdiensten, nach intensiven Einheiten und auch durch das wissenschaftliche Studium, hat er ein bisschen zu reflektieren angefangen und hat geschaut, oder hat festgestellt:
Die Hälfte der Leute, die an dieser Dialyse, an der Blutwäsche landen, sind verschlammte Diabetiker oder Bluthochdruckpatienten. Also, Leute, die Vorerkrankungen haben, die gut erkennbar sind, die gut behandelbar sind. Niemand müsste an dieser intensiven, belastenden Behandlung landen. Durchschnittliche Lebenserwartung an der Dialyse ist kürzer als bei einem metastasierten Krebs. Also es ist heftig. Und dreimal in der Woche vier Stunden Minimum dran hängen, da gibt’s was Schöneres im Tagesablauf zu machen. Wie gesagt, die Hälfte von diesen Erkrankungen wäre theoretisch vermeidbar.
Auch die Hälfte der Leute, die in Österreich stirbt, schlussendlich, wenn man es fatal sehen will, die sterben an Folgen von Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Und da wieder, die häufigsten Risikofaktoren: Bluthochdruck, Zuckerkrankheit. Auch wieder Sachen, die man zwar nicht spürt, die einem nicht wehtun, aber die man feststellen und behandeln kann.
Und das hat er sich so ein bisschen durch den Kopf gehen lassen. Und auch wenn er in der Wissenschaft, in der High-Tech-Medizin mit allen Medikamenten „herumgepritschelt“ hat, mit tollen Geräten gearbeitet hat, etwas ist auf seinem Radar gar nicht drauf gewesen, etwas, das jedem Österreicher ab dem 18. Lebensjahr einmal im Jahr kostenlos zur Verfügung steht – und das ist die Vorsorgeuntersuchung. Wo genau auf diese Risikofaktoren (Blutdruck, Zucker, Cholesterin, Lebensweise, …) geachtet wird. Und ja, da hat er sich dann mal überlegt: könnte man ja auch mal selbst schauen! Er hat sich nicht viel dabei gedacht, weil er fühlt sich ja gesund, er ist fit, gesund, leistungsfähig. 60-Stunden-Woche, alles ok. Aber, ok, er nimmt die Herausforderung an, so wie man eben auch eine Prüfung herannimmt, oder irgendeinen Dienst, einen schweren Dienst und ist da recht unbedarft auf seine eigene Gesundheit losgegangen.
Und das Ergebnis war schrecklich, fürchterlich für ihn. Vollkommen aus allen Wolken ist er gefallen. Blutdruck 160 zu 90, normalerweise 120 zu 80, Cholesterin 280, normal, wenn es gut geht, unter 200, sagen wir mal. Gewicht: 93 kg, ja, festes Bröckerl. Aber wenn dann so auf dem Befund steht „Prä-Adipositas“, also kurz vor der Fettleibigkeit, dann tut das schon weh. Und das hat ihm auch wehgetan.
Und das Ergebnis so einer Vorsorgeuntersuchung ist dann immer ein individuelles Risikoprofil für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und da ist ihm vor Augen geführt worden, dass er im Vergleich zu seinen Altersgenossen ein deutlich höheres Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall hat durch diese Parameter.
Na gut, Feind erkannt, Gefahr gebannt? Er hat sich erinnert, wie er auf der Kardiologie gearbeitet hat, auf der Speisekarte ist immer gleich gestanden: Blutdrucksenker, Lipidsenker, Thromboass und dann einmal weiterdenken. Also, 3 Tabletten und alles geht weiter.
Und da ist er schon sehr nachdenklich geworden, ist mir vorgekommen. Weil 37 Jahre und eigentlich gesund und jetzt 3 Tabletten täglich, wie man so schön sagt, bis zu seinem Lebensende? Da muss es doch was anderes geben! Das kann doch nicht sein, dass er jetzt - gesund, 37 Jahre – jeden Tag 3 Tabletten schlucken muss!
Gibt es da was anderes, hat er sich gefragt?
Gibt es da was anderes, hab ICH mich gefragt?
Also vielleicht hat es der eine oder die andere von euch schon mitgekriegt, ich erzähle euch da meine eigene Geschichte. Auf die Geschichte bis jetzt bin ich nicht stolz, auf das was jetzt dann kommt, bin ich durchaus stolz. Aber ich möchte euch ermutigen, Selbstverantwortung für eure Gesundheit zu übernehmen.
Ja, es gibt was anderes!
Ich bin ja auch, auch wenn ich jetzt für mich selbst verantwortlich bin, trotzdem Wissenschaftler geblieben und hab einmal geschaut, ob es nicht was anderes gibt als medikamentöse Therapie, und es gibt sie: Lebensstilintervention.
Eh klar, alter Hut. Jeder redet davon, steht in der Kronenzeitung in der Sonntagsbeilage bei den Gesunden Seiten. Bewegung, Ernährung, Gewicht.
Leicht gesagt und schwer getan!
Natürlich geht man in die Recherche und schaut sich an, ja bringt das wirklich so viel wie Tabletten? Ja!
In dem Alter, wo ich da war, bringt Lebensstiländerung, also Ernährungsumstellung, Bewegung, Gewichtsbewusstsein, Stressmanagement, für den 40-jährigen gesunden Mann, der ich ja war, 17 gesunde Lebensjahre und für die Frau 14. Also es gibt in diesem Alter keine medikamentöse Therapie, die so gut wirkt, wie Lebensstiländerung.
Gut, gehen wir’s an!
Aber das, was ich mir selbst verschrieben hab, das ist Lebensstiländerung und das ist heftigste Therapie. Raus aus der Wohlfühlzone, seinen eigenen Tagesablauf überdenken, umkrempeln, seinen Ernährungsplan verändern – Es klingt gut und es klingt recht einfach, aber es ist schwierig. Ich bin’s trotzdem angegangen. Anstatt ich mich bei den Nachrichten ärgere, bin ich diese halbe Stunde laufen oder spazieren gegangen. Ich habe meinen Ernährungsplan umgestellt, meine Ernährungssünden demaskiert. Ich habe zwei Ernährungssünden, das wusste ich schon, aber das habe ich mir halt da vor Augen geführt: Ich bin ein Stressesser und eine fürchterliche Naschkatze. Also wenn ich Stress habe, auch im Nachtdienst, was auch immer - das G’spiel war: Kühlschrank auf, Kühlschrank zu, Packerl auf, Packerl zu, Blatterl Wurst da, ein bisschen Käse dort. Und essen bis zum Hinlegen oder bis der Alarm wieder geht.
Und Naschkatze! Auf der Dialysestation 4 Behandlungsräume. Wir waren eine große Familie, weil ja die Leute dreimal in der Woche kommen. Ich bin von Behandlungsraum zu Behandlungsraum gegangen, nicht nur (auch!) um Grüß Gott zu sagen - war ein freundlicher Arzt - aber vor allem, die haben sie mir immer was mitgebracht. Merci da, Ferrero Rocher dort … köstlich!
Das Spiel ist dann zuhause weitergegangen – ich bin nicht Stolz darauf, aber ich hab die Osternester meiner Kinder geplündert, in der Nacht wenn sie geschlafen haben. Ich hab die Nikoläuse geschlachtet, keine Chance. Und wenn nichts da war, ist die Kochschokolade auch gut genug gewesen.
Das sind so meine Ernährungssünden und ich hab auch eine Trinksünde – nein, nicht das Bier – also wenn du mir ein Bier hinstellst … ich trinke es schon, aber meine Sünde ist Milch. Ich liebe Milch, ja. Ich liebe Milch! Eiskalt, aus dem Packerl, halber Liter, geht wunderbar! Halber Liter Milch. Der Wissenschaftler in mir: das hat so viel Energie wie ein halber Liter Cola, Eistee, Pago, Bier. Für einen halben Liter Milch muss man eine Stunde laufen gehen, um das wieder zu verbrennen. Also das ist Ernährung, das ist kein Getränk.
Und so habe ich schön langsam mein eigenes Leben, das ja vorher recht homogen ausgeschaut hat, doch ziemlich zerpflückt und hab versucht, diesen Lebensstil zu ändern, aber das geht nicht nebenher, das ist Arbeit! Du musst dich beruflich wohlfühlen, privat wohlfühlen, das Leben muss in einer positiven Weise dahinplätschern, sonst geht es nicht. Ich habe versucht diese Rituale zu durchbrechen. Ich habe nur mehr eingekauft, was mir meine Frau aufgeschrieben hat, also nicht mehr auf irgendwelche Lockangebote hereingefallen. Ich habe tatsächlich mit dem Zwischendurchessen aufgehört, also während dem Fernsehen, Fernseher an, Chipspackerl auf … kenne ich alles sehr gut. Ich habe nicht mehr Merci’s gesucht in den Behandlungsräumen. Das was mir zugegebenermaßen am schwersten gefallen ist, ist die Milch weglassen. Aber ich habe auch das geschafft.
Du brauchst auch immer wieder andere Anreize, also Fasten. Der Wissenschaftler in mir sagt wieder: Nobelpreis 2016 war Fasten. Also irgendwas muss es ja bringen.
Und – vielleicht für euch erstaunlich, auch für mich damals – ich habe nur mehr von Desserttellern gegessen. Die Tellergröße ist seit dem Weltkrieg um ein Drittel größer geworden. Das, was zu Großmutters Zeiten noch der Speiseteller war, ist heute der Dessertteller. Auch da wieder der Wissenschaftler in mir: nette Studie von den ignorantesten Typen, die man sich vorstellen kann, Truckfahrer in Amerika. Beim all-you-can-eat haben sie in einer Raststelle einen Raum abgedunkelt und kleine dunkle Teller ausgegeben. Keine Musik dahinter. Sonst haben sie diesen – Sie verzeihen mir – ignoranten Typen nichts gesagt. Die haben auch das gleiche bezahlt und essen können, was sie wollten. Und diese Typen haben ein Drittel weniger gegessen als die, die draußen gesessen sind. Also: es wirkt. Und wenn es bei denen wirkt, warum soll es nicht auch bei mir wirken?
Und trotzdem hab ich lernen müssen – oder habe ich auch gelernt – das war nicht großer Verzicht, das Leben darf genossen werden. Also Urlaub, Geburtstag, Weihnachten, Familienfeste. Ich bin ja nicht dagesessen vorm leeren Teller und hab gesagt „Ätsch, ich mach alles richtig!“, sondern das darf auch genossen werden. Nur Genuss und Fressen ist etwas Unterschiedliches. Genuss geht nicht nebenher. Du musst drauf fokussiert sein.
Mein Medikament, das gebe ich zu, das was ich jedem verschreibe, was ich mir auch verschrieben habe: mein Medikament ist Bewegung. Jeden Tag irgendwas. Da hat mir mein medizinisches Vorbild auch einen Floh ins Ohr gesetzt. Viktor Frankl: „Nimm dir ein Ziel vor, bereite dich darauf vor, erreiche es und du kommst als neuer Mensch zurück.“
Was mir auch, nebenbei bemerkt, sehr gut geholfen hat, in dieser Phase hat meine kleine Tochter gesagt „Papa, du bist zu fett“. Also das ist sicher auch motivierend gewesen.
Ich komme auf Viktor Frankl zurück, das ist mir gerade eingefallen, eben mit Gedanken an die Anna. Viktor Frankl war bei mir im Hinterkopf und drei Monate später bin ich meinen ersten Marathon gelaufen. Welschlauf, Südsteiermark, herrlich! 1400 Höhenmeter auch noch dazu, also nicht der einfachste. Die Zeit war mir wurscht, mein Ziel war: mit einem Lächeln durchs Ziel. Gut, wurscht war es mir nicht ganz, es waren irgendwo um die 4 Stunden, aber ich bin zufrieden gewesen damit.
Also, diese Geschichte, die ich euch jetzt erzählen durfte und die mir selbst sehr am Herzen liegt, im wahrsten Sinne des Wortes, ist jetzt 14 Jahre her und hat mein Leben, auch mein Berufsleben, verändert. Ich bin weg von der Klinik, habe mir selber auch damals in dem ganzen Zug das Versprechen gegeben, mit 40 mache ich keine Nachtdienste mehr, das war eine gute Entscheidung. Ich bin jetzt rein in der Vorsorgemedizin tätig, ich habe die Lebensstiländerung beibehalten, ich habe die Bewegung beibehalten und ich habe die Ernährungsumstellung mehr oder weniger beibehalten (Naschkatze bin ich noch immer, aber halt dosiert).
Ich setze mir immer wieder Ziele, realistische Ziele, weil in der Ausbildung zum Verhaltensmediziner weiß man, dass man immer auf verschiedenen Stufen der Motivation ist. Die erste Stufe ist: „Ich kann nicht“. Ich kann nicht mit dem Rauchen aufhören, ich kann das nicht. Da braucht man gar nicht anfangen. „Ich plane es“, da kann man gut andocken. „Ich setze um“, das war die Geschichte, die ich euch jetzt erzählt habe. Und die vierte Stufe ist fast die schwierigste: „Ich behalte diese Änderung bei“. Und wenn ich das nicht beibehalte, fällt man wieder runter. Und das Beibehalten braucht immer wieder neue Reize. Ich bin mittlerweile, ich glaube, fast 40 mal die Marathondistanz gegangen hab viermal die Ironman Distanz gemacht, hab meiner Tochter zur Matura den Kilimanjaro geschenkt, weil ich sehr bergaffin bin, also es gibt ganz nette Sachen, die man sich so setzen kann.
Die neueste Verrücktheit: Wenn jemand von euch in Sankt Peter wohnt, die letzten zwei Jahre Wim Hoff Kältetherapie, der „Ice-Man“. Ich lauf den ganzen Winter kurz-kurz, also wenn ihr mich bei minus 10 Grad Petersbergen kurz-kurz seht, dann bitte nicht die Rettung rufen - ich bin sogar schon fotografiert worden – nicht mich einliefern lassen, es geht mir gut dabei!
Natürlich (nicht natürlich, denn man ist als Mann nach wie vor ignorant), für mich natürlich, ich mache auch regelmäßig die Vorsorgeuntersuchungen und bin zufrieden damit. Der Blutdruck ist stabil, ohne Medikamente, Die Blutwerte sind sehr gut.
Was ich damit sagen will, was ich mit dieser Geschichte erzählen will, ist:
Auch wenn ich einen weißen Kittel anhabe, auch wenn ich mich damit gut auskenne, ich bin genauso verletzlich, ich bin auch kein gesünderer Mensch. Meistens sind die Ärzte sogar die ungesünderen, die durchschnittliche Lebenserwartung von Ärzten ist 10 Jahre jünger als die der Allgemeinbevölkerung. Aber das Wissen und das Handeln, das sind zwei unterschiedliche Paar Schuhe.
Zwei Risiken kann ich nicht beeinflussen. Das ist, dass ich älter werde und was die Eltern mir auf die Reise mitgegeben haben. Es gibt die Neigung für Bluthochdruck, es gibt die Neigung für Zuckerkrankheit, das ist im Rucksackerl. Aber, was man daraus macht, ist viel mehr wert. Also du kannst mit einer schlechten Genetik und einem guten Lebensstil gesund alt werden, du kannst mit einer guten Genetik und einem schlechten Lebensstil auch früh krank werden.
Was das Schicksal mit dir vorhat, das weiß ich nicht, aber wie man es beeinflussen kann, das weiß man schon, auch wenn es täglich heftige Therapie ist. Da ist leichter, 3 Tabletten aufschreiben, schlucken und nichts an seinem Leben ändern. Die Therapie, die ich mir selbst verschrieben hab, die verschreibe ich jetzt mittlerweile täglich und sie wirkt und sie macht dich stolz. Und das ist ausschließlich meine, ausschließlich deine Leistung, es ist neues Lebensgefühl, neue Lebensfreude.
Ich hab’s mir rezent jetzt ausgerechnet, ich hab mir bis jetzt fünfzehntausend Tabletten erspart. Da ist etwas, ja.
Das war auch meine Geschichte, ich schicke euch jetzt noch – ich liebe Zitate – ich schicke euch noch ein Zitat von Sebastian Kneipp nach (das ist der mit dem kalten Wasser und dem Storchentritt):
„Wer nicht jeden Tag etwas für seine Gesundheit aufbringt, der muss eines Tages sehr viel Zeit für seine Krankheit opfern.“
Danke, dass ihr mir zugehört habt.
Ariane: Wenn Bernd nicht gerade als Ice-Man unterwegs ist, sind Berge seine Leidenschaft. Er hat auch vor einigen Jahren ein Wanderbuch für Kinder geschrieben und 2019 den Kilimanjaro mit seiner Tochter bestiegen. Als Vorsorgearzt arbeitet er für die Österreichische Gesundheitskasse und hat in den letzten Jahren tausenden von Patient*innen zu einem besseren Lebensstil verholfen. Bernds Geschichte macht deutlich, dass man vermeintlich gesund auch krank sein kann. Und außerdem, dass man es selbst in der Hand hat, sein Leben zu ändern. Hier das Appell an euch: Kennt ihr eure Risikofaktoren, wie Bluthochdruck oder Blutfettwerte? Geht doch einmal wieder zur Vorsorgeuntersuchung. Denn die kann sprichwörtlich Leben retten.
Maggie: Und wie wird man jetzt ein Herzähler oder eine Herzählerin? Ganz einfach. Schaut auf unsere Website und kontaktiert uns mit eurer Geschichte.
Dieses Wissenschaftskommunikationsprojekt wird vom Österreichischen Wissenschaftsfonds und dem Steiermärkischen Gesundheitsfonds gefördert und an der Medizinischen Universität Graz durchgeführt.